
Marrakesch ist anziehend, berauschend, sinnlich, verwirrend und manchmal auch ernüchternd. Nach ca. 3,5 Std. Direktflug von Frankfurt-Hahn mit Ryanair erreicht man Marrakesch in Marokko. An jeder Ecke gibt es neue Eindrücke zu erleben und zu erfahren. Das Riad Joya ist ein ruhiger Zufluchtsort zum entspannen in dieser pulsierenden Stadt. Die „Rote Stadt“ am Fuße des Hohen Atlas gelegen, zählt neben Meknès, Fès und Rabat zu den Königsstädten Marokkos. Eine Berberstadt am Schnittpunkt von Sahara und Atlasgebirge. Alte Stadtmauern, religiöse Bauten, enge Gassen, Paläste, Riads und bunte Souks prägen das Stadtbild. Schöne Gartenanlagen, wie der von Jacques Majorelle, laden zum Verweilen ein und der Djemaa el Fna ist als UNESCO Weltkulturerbe ein Spektakel der besonderen Art. In der Medina und den Souks werden wir von den Händlern mit Gesten und freundlichen Worten aufgefordert, ihre kleinen Geschäfte zu betreten. Dabei erzählen sie wortreiche Geschichten und wenn sie merken, dass wir aus Germany kommen, hören wir schon manchmal „Sauerkraut“ oder einmal sogar von einem Soukhändler etwas durchaus auch nachdenkliches „Immer nur schaffe, schaffe Häusle bauen“.
Wer keinen Orientierungssinn hat, ist in den Souks und der Medina hilflos verloren – aber verirren ist menschlich! Das macht eigentlich nichts, denn viele Einheimische helfen weiter. Leider gibt es mittlerweile auch Ausnahmen. Oft wird von arbeitslosen Jugendlichen angeboten, dass sie den Weg zeigen und uns dorthin begleiten wollen, auch ohne dass wir dies wollen und natürlich dann gegen eine angemessene Belohnung, die durchaus auch zu Streitigkeiten führen kann. Sie verfolgen einem aufdringlich und aggressiv, wenn man sich nicht auf sie einläßt. Will man auf dem Djemaa el Fna Affenbändiger, Gaukler, Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer oder Wasserverkäufer photographieren, muss man erst zuvor in Dirham festgelegte Preise bezahlen – aber Achtung, nicht gleich los photographieren, erst unbedingt fragen und bezahlen, ansonsten gibt es mächtig Ärger.
Inschallah – so Gott will – das meist benutzte Wort der marokkanischen Bevölkerung. Die von den Berbern abstammende Bevölkerung wurde im Laufe der Geschichte von vielfältigen Einflüssen von Arabern und Europäern geprägt. Selbstbewusste Menschen, verwurzelt in Religion, Tradition und doch offen für westliche Einflüsse.

IMPRESSIONEN WIE AUS 1001 NACHT
Wir sitzen am Abend auf einer schönen Dachterrasse eines alten Riads in Marrakesch in farbenfrohen Kissen bestickt mit floralen Ornamenten in den Farben des Orients. Wir tragen luftige, bunte arabische Kaftans. Die Dachterrasse ist umgeben von Vorhangstangen, an denen farbige Stoffbahnen und Fahnen im Wind wehen.
Ein kleines Glöckchen bimmelt ganz leise und die Wasserpfeife sprudelt vor sich hin. Wir sitzen eng umschlungen zusammen und schauen dem Sonnenuntergang zu. Die untergehende Sonne übergießt den Himmel mit glühender Farbe und in der Ferne leuchten die Schneeberge des Hohen Atlas wie eine Bühnenkulisse über den roten- und ockerfarbenen Mauern und Minaretten der Stadt.
Unter uns liegt der Djemaa el Fna, der Platz der Geköpften und er erwacht zum Leben. Aus allen Gassen der Medina strömen die Menschen herbei. In den Garküchen schmoren Hammelspieße und Tajines. Auf bunten Decken breiten Händler ihre Waren aus, Ringe, Ketten und Armreifen, kunstvoll geschnitzte Holzfiguren und Babouches, die bunt bestickten Lederpantoffeln. Die Menschen gehen vorbei an den Schalen und Körben der Händler, sie sind randvoll gefüllt mit duftenden Gewürzen in allen Nuancen von Rot, Braun und Gelb. Ingwer, Kurkuma, Kreuzkümmel, Nelken, Zimt und nicht zuletzt das edelste und teuerste Gewürz der Welt – Safran.
Der Zauber beginnt zu wirken. Immer mehr Männer in Djellabahs, den langen Wollgewändern mit Zipfelkapuze, Berberinnen aus dem Gebirge behängt mit schwerem Silberschmuck, verschleierte Frauen in Seide gehüllt, streben zu den Garküchen. Dort brutzeln Schafsköpfe, Heuschrecken oder Lammfüße unter gewaltigen Rauchschwaden vor sich hin. Mopeds, Fahrräder, Eselskarren und Lastenträger bahnen sich ihren Weg durch das Gewimmel der Araber. Affenbändiger, Akrobaten, Gaukler, Schlangenbeschwörer, Wahrsager, Wasserverkäufer, Wunderheiler und junge Männer, die in Frauenkleidern aufreizend tanzen, bevölkern den Platz. Verschleierte Frauen aus den Vierteln liefern Teig für das Fladenbrot an, lassen sich ein Brandzeichen hineinprägen und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind.
Ab und zu weht ein Hauch von Nelkengeruch, Weihrauch und Pfefferminztee zu uns hoch. Der orientalische Duft von Gewürzen und Eingelegtem des Lebensmittelhändlers steigt in unsere Nasen, die leuchtenden Farben der im Souk der Färber angebotenen Wolle zieht unsere Blicke magisch an. Wohlschmeckende Bratspieße genannt Mergez und süße Backwaren mit Honig lassen ein Gefühl des Hungers aufkommen. Das Gemurmel der Menschenmenge und das dumpfe Geräusch von Werkzeugen dringt an unsere Ohren und das Schreien der Lämmer durchbricht alle anderen Geräusche.
In der Ferne hören wir einen Muezzin das Abendgebet durchs Megaphon beten, er wird begleitet von der Musik mehrerer Ramadan Posaunen und Gesänge. Das Abendrot lässt alles in einem feurigen Licht erscheinen, wir schliessen die Augen und geniessen diesen berührenden Augenblick.
VON MARRAKESCH ÜBER DEN HOHEN ATLAS NACH AIT BEN HADDOU
Über den Hohen Atlas und über den Tizi n’Tichka-Pass ( 2260 m ) gelangt man zu dem bekannten Ksar Ait Ben Haddou, ein Märchen aus Lehm und seit 1987 ein weiteres UNESCO Weltkulturerbe und Kulisse vieler Kinofilme wie Game of Thrones, Gladiator und Lawrence von Arabien. Die Lehmstadt besteht aus eng aneinander verschachtelten Wohnburgen ( Tighremts ) mit Zinnen, aufwendigen Verzierungen und Innenhöfen. Seit 1987 wird der Ksar ständig renoviert wegen dem Zerfall bedingt durch Regenwasser. Doch die letzten Jahre fallen die Regenfälle immer mehr aus und durch das fehlende Wasser, die Witterung und die Belastung durch die vielen Touristenströme wird der dauerhafte Bestand der traditionellen Siedlung in Frage gestellt. Der Wandel vom Dorf zum Freilichtmuseum wird immer augenscheinlicher.

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